Erinnerung entsteht gemeinsam

Lebendige Erinnerung ist die Grundlage für die Neugestaltung dieser Begräbnisstätte. Auf dem Friedhof Altglienicke wurden Menschen beerdigt, die in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau, in Tötungsanstalten im Rahmen von Patientenmorden in Hartheim, Sonnenstein, Bernburg, Grafeneck, Brandenburg und Hadamar sowie in der Haftanstalt Plötzensee ermordet wurden.

Die Namen der Opfer nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen stehen im Mittelpunkt des Beteiligungsprozesses. Am 27. Januar fanden sich 895 Personen im Rathaus Köpenick ein, um den Namen jeweils eines Toten zu schreiben (oder einige Zeilen für einen unbekannten Toten).

Schriftpat_innen im Ratssaal des Rathauses Köpenick am 27.01.2020
© Anton Hammerschmidt Schriftpat_innen im Ratssaal des Rathauses Köpenick am 27.1.2020

Die meisten von ihnen waren Einzelpersonen, etwa 160 bis 180 Menschen erschienen als Teil einer Gruppe, viele davon Schülerinnen und Schüler einiger Schulen, weiters Angehörige mehrerer Institutionen wie der Jugendfeuerwehr, der Polizei und der Bundeswehr und Angehörige des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, unter ihnen der Bezirksbürgermeister.

Unsere Vorstellung für diesen Tag war es, eine Gelegenheit für ein gemeinsames würdiges Erinnern an die auf dem Friedhof Altglienicke bestatteten Toten zu schaffen. Wir hoffen, diese Atmosphäre auch zu den folgenden Terminen so gestalten zu können.

Auf Anregung des stellvertretenden Schulleiters des Anne-Frank-Gymnasiums, das kaum 2 km vom Friedhof Altglienicke entfernt liegt, wurden wir eingeladen, am 29. Januar in den Räumen der Schule interessierte Schülerinnen und Schüler anzusprechen. 167 von ihnen fanden sich ein und schrieben jeweils einen Namen.

Diese individuellen Schriftzüge bilden das Herzstück des Erinnerungsortes. Insgesamt waren damit 1062 Schriftsätze fertiggestellt, die am selben Tag noch gescannt und an die Grafikerin zur weiteren Bearbeitung übermittelt werden konnten.

© Anton Hammerschmidt Schriftpate im Ratssaal des Rathauses Köpenick am 27.1.2020

Es ist meist wenig über die Einzelschicksale bekannt, der Name, die Lebensdaten, ein Geburtsort, ein Todesort, manchmal der Beruf. Mit diesen Informationen kommen die Schreibenden in Kontakt. Oft sind die über die Lebensdaten hinausgehenden Informationen nicht gesichert, sie stammen aus den Aufzeichnungen der Täter und dienten auch dazu, Tatsachen zu vertuschen, deshalb werden sie nicht am Erinnerungsort dauerhaft festgeschrieben. Dort werden ausschließlich die Namen und Lebensdaten der Toten zu lesen sein. Ihre Namen leuchten hell im grünen Glas.