Presse

Vorstellung und Pressekonferenz
2.12.2019, 10:00h

ERINNERUNG ENTSTEHT GEMEINSAM
Neugestaltung Begräbnisstätte und Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke

Montag, 2.12.2019, 10:00h
Rathaus Köpenick
Alt-Köpenick 21
DE-12555 Berlin

Die Arbeitsgemeinschaft „Erinnerungsort Altglienicke“ – gebildet aus struber_gruber mit outside < landschaftsarchitektur nimmt ihre Arbeit der Neugestaltung der Begräbnisstätte und des Erinnerungsortes auf dem Friedhof Altglienicke auf. Sie startet am 2. Dezember 2019 mit einem Beteiligungsprozess.

Das Herzstück des künstlerischen Gesamtkonzepts von struber_gruber ist eine grüne Glaswand, welche die Namen und Lebensdaten der dort begrabenen Opfer der NS-Gewaltherrschaft in einer besonderen Form zeigen wird: alle Daten werden individuell mit der Hand geschrieben.

Dazu werden aktuell Menschen gesucht, die Namen und Lebensdaten der Opfer auf ein Blatt Papier schreiben. Dieser persönliche Schriftzug wird von den Gestaltern in eine dauerhafte Materialität und Form auf die Glaswand übertragen.

Zahlreiche Institutionen und Schulen unterstützen diesen Prozess. Am Montag, dem 27. Januar 2020, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, wird im Rathaus Köpenick ganztägig die Möglichkeit geboten, einen dieser Namen zu schreiben. Interessierte können sich unter www.erinnerungsort- altglienicke.de ab 2. Dezember anmelden.

Hintergrund:

Auf einer kleinen Fläche des Friedhofs Altglienicke wurden die Urnen von über 1.360 Opfern nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen ohne Nennung der Namen beigesetzt. Bei diesen Toten handelt es sich überwiegend um Opfer aus verschiedenen Konzentrationslagern und Tötungsanstalten (Patientenmorde im Rahmen des sogenannten „Euthanasie“-Programms). Die Verstorbenen gehören unterschiedlichen Nationalitäten an, wobei allein über 400 Verstorbene aus Polen stammen. Um die Anonymität dieser Opfer aufzuheben, lobte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Ende 2018 einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Grabfläche aus. Auf Empfehlung des Preisgerichts wurde dieser Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Erinnerungsort Altglienicke“ – gebildet aus struber_gruber mit outside < landschaftsarchitektur – übertragen. Namentlich sind das die Künstlerin Katharina Struber und der Architekt Klaus Gruber, die den künstlerischen Teil des Gesamtentwurfs konzipiert haben, und der für den landschaftsarchitektonischen Teil verantwortliche Thomas Leidinger.

Die Neugestaltung

Die Gestaltung des Erinnerungsortes ist ähnlich wie bei Grab und Grabstein zweiteilig angelegt: Die Urnengrabstelle der Opfer wird bepflanzt und mit einem Schriftband als gemeinsames Gräberfeld eingefasst. Auf drei Emaille Tafeln wird mehrsprachig über die historischen Hintergründe informiert. Ein L-förmiges Element vor der Friedhofsmauer bildet einen Aufenthaltsbereich – den Ort der Namen. Die Beschriftung dieser dunkelgrünen Glaswand wird im Beteiligungsprozess entstehen und die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen individuell handgeschrieben zeigen.

Dies wird durch die Beteiligung vieler heute lebender Menschen ermöglicht. Die Arbeitsgemeinschaft sucht für jeden dieser Verstorbenen jeweils eine Person, die mit ihrer persönlichen Handschrift dessen Namen und Lebensdaten festhält.

Das Schreiben der Namen

Am Montag, dem 27 Januar 2020, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, ist der Ratssaal im Rathaus Köpenick ganztägig für das Schreiben der Namen mit Beteiligten reserviert. Ab 2. Dezember wird die Website: www.erinnerungsort-altglienicke.de freigeschaltet. Interessierten stehen dort ein Anmeldeformular und weitergehende Informationen zur Verfügung.

Pressemitteilung vom 26.03.2019

Wettbewerb „Begräbnisstätte und Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke“ entschieden

1. Preis: Wettbewerb „Begräbnisstätte und Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke“
Bild: outside! landschaftsarchitektur, Thomas Leidinger mit Katharina Struber und Klaus Gruber / SenStadtWohn

Die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Umwelt, Verkehr und Klimaschutz lobten in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Treptow-Köpenick einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Begräbnisstätte als Erinnerungsort für die Opfer aus Konzentrationslagern und Tötungsanstalten (Euthanasie) auf dem kommunalen Friedhof Altglienicke aus. Das zentrale Anliegen des Wettbewerbs war das Aufheben der Anonymität der Opfer mit der Benennung aller Namen und Lebensdaten.

An dem Wettbewerbsverfahren beteiligten sich elf Arbeitsgemeinschaften, bestehend aus Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten sowie Künstlerinnen und Künstlern. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Christoph Valentien tagte am 21. März 2019 und prämierte den Entwurf von outside! landschaftsarchitektur, Thomas Leidinger mit Katharina Struber und Klaus Gruber (alle Wien) mit dem ersten Preis und empfahl, diesen zur realisieren. Den zweiten Preis erhielt Franz Reschke Landschaftsarchitektur mit Studio Sophie Jahnke aus Berlin. Der dritte Preis ging an häfner jimenez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh mit Ina Geißler aus Berlin.

Prof. Christoph Valentien äußerte sich lobend: „Es war bemerkenswert zu sehen, auf welch hohem Niveau alle Projektverfasser eine intensive Auseinandersetzung mit dieser sehr sensiblen Aufgabenstellung geführt haben. Die Siegerarbeit besticht durch eine räumlich sehr klare Gliederung, mit der für das Grabfeld, wie auch für einen neuen Versammlungsort, eine würdige Lösung gefunden wurde.“

Das Preisgericht beurteilt die prämierte Wettbewerbsarbeit des ersten Preises und meint: „Die zwei Hauptelemente bilden ein Diptychon, das einerseits die Urnengrabstellen der Opfer zu einem zur Besinnung anregenden gemeinsamen Grabfeld zusammenfasst und anderseits individuellem Gedenken sowie Versammlungen vor den Namentafeln Raum gibt.

Das Besondere an dem Entwurf ist, dass jeder Name der Opfer auch handschriftlich von heute lebenden Menschen geschrieben werden soll. Diese handgeschriebenen Namen dienen der Erinnerungsarbeit und der Geschichtsaufarbeitung. Das partizipative Potential bietet Chancen für die Verankerung des Projekts im Bewusstsein sowohl des unmittelbaren und weiteren Umfelds als auch für das aktive Gedenken von Angehörigen der Opfer.“

Für die Umsetzung der Baumaßnahme werden Kosten in Höhe von ca. 200.000 Euro veranschlagt. Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt ab Ende dieses Jahres. Bauherr ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Das Wettbewerbsergebnis wird im Foyer des Rathauses Treptow, vom 9. bis 18. April 2019, ausgestellt. Eröffnet wird die Ausstellung am 8. April 2019 um 18 Uhr.

Hintergrund:

Auf dem Friedhof Altglienicke im Bezirk Treptow-Köpenick ruhen Urnen von über 1.360 Opfern nationalsozialistischer Gewalt. Bei diesen Toten handelt es sich überwiegend um Opfer aus Konzentrationslagern. Bisher gibt es keine namentliche Nennung der hier in zwei Grabfeldern ruhenden Toten. Ein zentrales Anliegen ist es deshalb, die Anonymität der Opfer aufzuheben und alle Namen und Lebensdaten in geeigneter Form vor Ort anzubringen. Auch sollen Informationen für die Besucherinnen und Besucher des Friedhofs bereitgestellt werden.

Ein Drittel der auf dem Friedhof ruhenden Opfer stammte aus Polen. Daher besteht ein großes Interesse polnischer Partnergemeinden, Initiativen und Hinterbliebenen an diesem Ort. Insbesondere einige Priester unter diesen Opfern erfahren von polnischer Seite Trauerbesuche und Totengedenken. Deswegen war auch die polnische Botschaft im Preisgericht vertreten.

Die Besonderheit der Grabstelle auf dem Friedhof Altglienicke ist die sammelgrabartige Urnenbestattung einer großen Zahl von Opfern von 1940 – 1943. Seit etwa 2015 gibt es verstärkte Bemühungen unterschiedlicher Institutionen, Einrichtungen, Angehöriger und interessierter Bürgerinnen und Bürger für die in den beiden Grabfeldern ruhenden Opfer, ein würdiges Totengedenken zu ermöglichen. Druckfähiges Bildmaterial von allen drei Preisträgern finden Sie online unter www.stadtentwicklung.berlin.de/download/friedhof/

Bitte geben Sie als Fotoquelle jeweils den Namen des Büros sowie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen an.

Berlin.de vom 26.3.2019
https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2019/pressemitteilung.796398.php

Pressespiegel

Garten + Landschaft
Wett­be­werbsüber­sicht April 2019
30.4.2019 von Heike Vossen
https://www.garten-landschaft.de/wettbewerbsuebersicht-april-2019-2-2/

Tagesspiegel
Erinnerungsort für NS-Opfer in Altglienicke
01.04.2019 von Thomas Loy

Pressebilder

Termine

Pressekonferenz & Projektvorstellung

Montag, 2.12.2019, 10:00 Uhr
Rathaus Köpenick
Alt-Köpenick 21
DE-12555 Berlin

Projektvorstellung

Mittwoch, 4.12.2019, 18:30 Uhr
Bürgersaal Altglienicke
Ortolfstraße 182
DE-12524 Berlin

Schreiben der Namen

Montag, 27.1.2020
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